Kleven et al. 2018
Mutterschaftsstrafen auf Löhne?
Mit dieser Website wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, dass in der Schweiz offener über Löhne gesprochen wird und, dass Lohnverhandlungen besser informiert geführt werden können. Mehr Transparenz macht es schwieriger, ungerechtfertigte Lohndiskrepanzen zu verstecken. Viel Spass!
In dieser Visualisierung sind die Löhne in unterschiedlichen Regionen der Schweiz dargestellt. Du kannst wählen, ob du den Medianlohn
oder den Durchschnittslohn vergleichen möchtest. Zudem kannst du dir auch den gesamten Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern, den "Gender-Gap", anzeigen lassen.
In dieser Visualisierung können verschiedene Korrelationen zwischen dem Frauenanteil in einer Berufsgruppe und dem Lohn oder dem Beschäftigungsgrad sichtbar gemacht werden. Auf der vertikalen Achse (Y-Achse) ist standardmässig der durchschnittliche Beschäftigungsgrad innerhalb einer Berufsgruppe dargestellt, auf der horizontalen Achse (X-Achse) der Frauenanteil in Prozent. Jeder Datenpunkt in der Visualisierung steht für eine Berufsgruppe. Hintergrundinfos werden sichtbar, wenn du mit deiner Maus über die Datenpunkte fährst.
Mit den beiden Auswahlboxen kannst du unterschiedliche Werte auf den Achsen darstellen und dir dadurch verschiedenste Zusammenhänge anzeigen lassen.
Hier siehst du die Verteilung der Löhne in den Berufsgruppen. Wenn du in den Auswahlboxen eine Berufsgruppe und ein Geschlecht auswählst,
kannst du sehen, wieviel Prozent der Angestellten dieser Berufsgruppe innerhalb der jeweiligen Lohnkategorie stehen.
Zum Beispiel sind 54 Prozent der weiblichen Reinigungskräfte Teil der untersten Lohnkategorie, während 48 Prozent der Geschäftsführer in der höchsten Lohnkategorie sind.
Bei der Auswahl "Total", die alle Angestellten umfasst, siehst du, dass Frauen bei tiefen, Männer bei hohen Lohnkategorie stärker vertreten sind. Die auf der X-Achse angegebenen Vollzeitlöhne entsprechen den
schweizerischen Dezilsgrenzen 2018.
Diese Grafik zeigt die Lohntentwicklung in der Schweiz in den letzen 10 Jahren. Du kannst dabei die Berufsgruppe, das Geschlecht, die Ausbildungs- und Kaderstufe auswählen. Ausserdem kannst du dir, wie immer, den Durchschnitts- oder den Medianlohn anzeigen lassen. Durch klicken auf das "x"-Symbol, lassen sich einzelne Linien wieder entfernen. Die Einkommensentwicklung von Frauen wird in türkisfarbenen Linien angezeigt, die der Männer in altrosa und diejenige beider Geschlechtern in braun. Die Standardauswahl zeigt die durchschnittliche Lohnentwicklung aller erhobenen Einkommen seit 2012.
Kleven et al. 2018
Mutterschaftsstrafen auf Löhne?
Kleven et al. 2018
Durchschnittlich verdienen Frauen im Jahr 2018 in der Schweiz rund 20 % weniger als Männer (LSE 2018). Wie kommt es zu diesem Unterschied?
Kleven und Koautoren liefern 2018 eine mögliche Antwort auf diese Frage mit Erkenntnissen basierend auf dänischen Daten: Währendem die Lohnschere zwischen
den Geschlechtern bereits beim Berufseinstieg präsent ist, öffnet sie sich nach der Geburt des ersten Kindes beträchtlich weit. So sinkt das Gehalt frisch
gebackener Mütter im Vergleich zu analog qualifizierten neuen Vätern durchschnittlich um rund 20%.
Zwei Jahre
nach der Geburt des ersten Kindes vergrössert sich der Graben weiter und die sogenannte Mutterschaftsstrafe beträgt dann, verglichen mit Neuvätern, im Schnitt bis zu 40 %.
Gemäss Kleven und seinen Koautoren finden sich die Ursachen für diese ungleiche Entwicklung vor allem in folgenden Erklärungsansätzen:
Ursprünglich Vollzeit arbeitende Frauen, die zur Geburt ihres Kindes ihr Pensum reduzieren, behalten dieses oft auch Jahre danach noch bei.
Selbst wenn sie nach der Geburt wieder Vollzeit arbeiten, wählen sie oft Jobs mit zeitlich höherer Flexibilität als Männer. Eine Flexibilität, die ihren Preis hat, bieten schliesslich flexiblere Jobs oft tiefere Löhne.
Verschiedene Studien zeigten kürzlich, dass die in Dänemark gefundenen Erkenntnisse auch auf die Schweiz anwendbar sind
(vgl. NZZ 2021).
Ein oft genannter Grund, der oben genannte Punkte erklärt, sind kulturelle Normen und spezifisch das sich hartnäckig haltende Bild des “männlichen Familienernährermodells”, das Männer als Hauptverdiener in Haushalten sieht.
Zu den Zahlen
Datengrundlage und -aufbereitung
Zu den Zahlen
Die Schweizerische Lohnstrukturerhebung (LSE) des Bundesamtes für Statistik (BFS) befragt alle zwei Jahre tausende von Unternehmen
in der Schweiz nach den Löhnen ihrer Angestellten. Insgesamt werden dadurch die Löhne und weitere Merkmale von fast
2 Millionen Arbeitnehmenden im privaten und öffentlichen Sektor in der Schweiz erhoben. Diese Daten erlauben einen wertvollen und umfassenden Einblick in die Schweizer Lohnlandschaft.
Um unplausible und verzerrende Werte von der Analyse auszuschliessen, haben wir gewisse Beobachtungen bei der Datenaufbereitung entfernt. Wir betrachten nur die Löhne von Personen zwischen 18 und 64 Jahren. Zudem wurden alle Beobachtungen ausgeschlossen, deren standardisiertes Bruttogehalt kleiner als ein Drittel des Medianlohnes ist. Im Jahr 2018 entspricht dies den Personen mit einem Gehalt von weniger als 2290 Franken auf eine Vollzeitstelle. Schliesslich haben wir Beobachtungen entfernt, die eine unplausible Kombination von Beschäftigungsgrad und Arbeitsstunden darstellten. Umgerechnet auf einen Beschäftigungsgrad von 100 Prozent, wurde eine wöchentliche Arbeitszeit von 35 bis 80 Stunden als plausibel betrachtet. Um die Anonymität sicher zu stellen, sind auf der Website nur aggreggierte Werte dargestellt, die auf mindestens 60 Individualdaten aus mindestens fünf unterschiedlichen Unternehmen basieren. Wir verwenden die Daten aus dem privaten und öffentlichen Sektor.
Gender Wage Gap
Erklärte und unerklärte Lohnunterschiede
Gender Wage Gap
Zweijährlich führt das Bundesamt für Statistik (BFS) eine schriftliche Befragung zu Löhnen und individuellen Merkmalen der Arbeitnehmenden in
Schweizer Unternehmen durch. Diese Befragung, genannt Schweizerische Lohnstrukturerhebung (LSE), erlaubt eine repräsentative Beschreibung der Lohnstruktur in
der Schweiz. Mithilfe dieser Daten analysiert das BFS auch die Durchschnittslöhne und Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in der Schweiz.
Dieser Unterschied lässt sich durch statistische Dekomposition in einen erklärten sowie einen unerklärten Teil zerlegen. Erklärt bedeutet in
diesem Kontext, dass sich die Lohnlücke durch lohnrelevante Faktoren, wie die Branche, in der jemand tätig ist, das Alter der Person, das
Bildungsniveau oder etwa die Dienstjahre in einem Job, erklären lassen.
2018 beträgt dieser erklärte Anteil in der Schweiz rund 55 % des gesamten Geschlechterunterschieds (BFS 2018).
Wie lassen sich nun also die restlichen 45 % dieses Unterschieds erklären? Währendem sich unsere Analyse deskriptiv hält und nur den gesamten
Geschlechterunterschied ausweist, suchen verschiedene Forscher:innen nach Antworten zu genau dieser Frage. Möglichkeiten zur Erklärung der Differenz
können beispielsweise nicht erhobene lohnrelevante Faktoren wie die tatsächliche Berufserfahrung sein oder aktive Diskriminierung basierend auf dem
Geschlecht.
Lohnrechner
Berechne deinen Lohn!
Berechne deinen Lohn
Auf unserer Website schauen wir uns nur die gesamten Löhne in einzelnen Berufsgruppen an.
Wenn du detailliertere Angaben zu den Löhnen aufgeteilt nach weiteren Faktoren ansehen möchtest, beispielsweise um deinen Lohn
mit anderen Löhnen zu vergleichen, gibt es dafür einige hilfreiche Websites.
Im Lohnrechner des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB kannst du deinen Beruf, Arbeitsbranche,
Alter, Dienstalter, Ausbildung, Kaderfunktion, Arbeitsstunden und Arbeitskanton auswählen und siehst dann, wie hoch der mittlere Lohn gemäss diesen Angaben in deiner Region ist.
Die Berechnungen basieren auf denselben Daten wie unsere Website, aber das Tool des SGB fokussiert auf detaillierte Auswertungen, während wir uns auf allgemeinere Lohnaussagen konzentrieren.
Seit einiger Zeit bietet auch das Staatsekretariat für Wirtschaft SECO einen statistischen Lohnrechner an.
Dieser legt den Fokus auf kantonale Lohnunterschiede, während der Lohnrechner des Gewerkschaftsbundes Löhne für detailliertere Branchen ausweist. Zudem bietet auch das Bundesamt für Statistik mit
Salarium einen Lohnrechner an. Da dieser unterschiedliche Löhne nach Geschlecht und Aufenthaltsstatus
ausweist, eignet er sich nicht zur Ermittlung eines neutralen statistischen Lohnes.
Auf der Website Zeig deinen Lohn! geben Menschen aus unterschiedlichen Berufen ihren Lohn an. Die Angaben basieren zwar nicht auf statistischen Erhebungen, sondern auf den Eigenangaben der jeweilgen Personen, dennoch bietet die Website einen spannenden Einblick in die Schweizer Lohnlandschaft. Zeig auch du deinen Lohn!
Verteilungswerte
Mittelwert, Median und Dezile
Verteilungswerte
Um den Mittelwert zu berechnen wird die Summe der in der LSE berücksichtigten Löhne durch die Anzahl aller in der LSE berücksichtigen Arbeitnehmenden geteilt.
Im Gegensatz zum Median ist der Mittelwert sehr empfindlich gegenüber Werten, die ungewöhnlich höher oder niedriger als die anderen Werte in einem Datensatz sind.
Der Median einer Verteilung entspricht einem Wert, bei dem der Lohn für die eine Hälfte der Arbeitnehmenden darüber liegt und für die andere darunter.
Das heisst, 50 % der Arbeitnehmenden verdienen monatlich mehr als der Median und 50 % weniger. Im Vergleich zum Mittelwert ist der Median robuster und wird
weniger durch extrem tiefe oder extrem hohe Werte beeinflusst. Gleichzeitig entspricht der Median auch dem 50 %-Dezil.
Für unsere Verteilungsvisualisierung haben wir die Dezile der Schweizer Lohnverteilung berechnet. Die Dezile (D1, D2,...,D9) teilen die berücksichtigte Grundgesamtheit aller Löhne in zehn gleich grosse Lohngruppen.
So lassen sich beispielsweise die durchschnittlichen Löhne der einkommensschwächsten zehn Prozent der Schweizer Arbeitnehmenden (D1)
mit den durchschnittlichen Löhnen der einkommensstärksten zehn Prozent vergleichen (D9).
Vielen Dank!
Standardisierter Bruttolohn
Standardisierter Bruttolohn
Über uns
Feedback
Vielen Dank für deinen Besuch! Falls du Feedback oder Fragen zu unseren Visualisierungen oder anderen Inhalten unserer Website hast, freuen wir uns auf deine Nachricht an: info@lohnlandschaft.ch .
Roman Graf
Experte für Lohnanalysen
Über Roman Graf
Roman Graf hat uns bei spezifischen Fragen zur Darstellung und Analyse von Lohndaten unterstützend beraten.
Er ist Experte für Lohnanalysen und hat den Lohnrechner des SGB und des SECO massgebend mitentwickelt. Von seiner Erfahrung und seinen wertvollen Ratschlägen konnten wir bei der Lancierung und Umsetzung des Projekts enorm profitieren.
Herzlichen Dank!